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131208

Ja, ja – Der Jazz

 

Ja, ja; am Anfang war ja alles noch irgendwie normal.

 

Da komponierte irgendsoein US zweiter Weltkriegs Militärmarschmusikkrawallantreibungskomponist namens Glenn Miller auch mit keinem anderen Impetus (Antrieb) als die nicht entarteten Deutschkomponisten, wie unter anderen Horst "Die Fahne hoch die Reihen fest geschlossen" Wessel, ist gleich "SA marschiert ...", weil auch Deutschlands Zukunft lag offensichtlich im Marsch.

 

Komponisten, die es ohrenscheinlich mit der Musik auch nicht wirklich gut meinten,

sondern eher mit deren Wirkung;

Auf jeden Fall viel weniger gut als der russische Komponist von "Kaljinka";

Ich glaube – Der wollte eher ausgelassene Stimmung erzeugen, als ausgelassene Kriegsbereitschaft.

 

Durch die Änderung von zwei kleinen Buchstaben, durch eine klitzekleine Silbe,

mutiert der Kehrreim eines katholischen Jungscharlieds von 1932 zu etwas ganz anderem.

"Es zittern die morschen Knochen" von Hans Baumann.

"Wir werden weiter marschieren

Wenn alles in Scherben fällt

Denn heute da hört uns Deutschland

Und morgen die ganze Welt."

 

Da war nichts ausgelassen.

Da wurde hinzugefügt.

Da wurde ausgetauscht.

 

Da war zu hören:

"Denn heute gehört uns Deutschland

Und morgen die ganze Welt."

Das "ge" vor "hört", wurde wohl vom nationalsozialistischen Propaganda-Minister

Joseph Goebbels ergänzt.

Und der hat ja bekanntlich musikalisch wirklich nichts ausgelassen:

Für Lale Andersen "Lili Marleen", das Lied eines Wachpostens aus dem 1. Weltkrieg ausgegraben, ursprünglich im Marschrhythmus.

Die schwedische Sängerin Zarah Leander als urdeutschen Ersatz für die emigrierte Marlene Dietrich präsentiert.

Die Synkope verboten – weil man dazu angeblich nicht marschieren kann.

Das kann man zur "Moonlight Serenade" auch nicht.

 

In New Orleans sahen die das vielfältiger.

Da kam ein permanent ausgelassener, pausenlos synkopierender Neger namens Louis Armstrong. Und alles war anders.

Zum Glück.

Es folgten Charlie Parker, John Coltrane, Ornette Coleman, Sun Ra, Chet Baker und Miles Davis.

Und dann die Mitstreiter, Epigonen, Nach- & Vor-Beter und neue Innovatoren.

 

Und wann bitte kommt der nächste Ausgelassene?

"Wir müssen weiter imperovisieren, denn Stillstand bedeutet Tod;

Das weiß wohl jeder Haifisch und jeder Jazz-Kaospilot."