021123
roboter im museumsquartier
ronnie rocket schreibt eine e-mail an jakob hübner,
dem chefredakteur der wiener programmzeitschrift
"city tele" – und nimmt bezug auf seine phantastischen
sarkastischen aussagen über die armut der "starmania"
kandidaten. diese e-mail wurde in der zeitschrift
vollständig wie folgt abgedruckt:
hai! hier ist ronnie rocket (vormals ronnie urini)
lieber jakob hübner!!!
ich möchte gerne wissen, wie sich diese dilettantische,
übernervöse, voll-wappler starmania-partie, bei konzerten
verhält, wenn kein halbplaybackband & kein autotune läuft.
hier ein beispiel aus dem wahren musiker-alltag:
ich war engagiert bei der "roboexotica"
im museumsquartier, in der "erste-bank-halle",
zusammen mit nur einem gitarristen,
songs aus meiner raumhafen revue "cyberella-bar"
zum besten zu geben, quasi als menschliche
bar-parallele zu cocktail-mixenden robotern.
ich habe in den ganzen 25 jahren meiner "karriere",
noch mit keinen größeren volltrotteln zu tun gehabt,
wie mit der leitung des museumsquartiers.
01. laut vertrag durften wir nicht lauter sein als 70db,
das entspricht dem geräusch eines autos im leerlauf.
wohlgemerkt:
e i n e stimme,
e i n e gitarre,
k e i n bass,
k e i n schlagzeug – !
02. dann erschien eine frau, die meinte,
ich soll nicht so laut singen –
(′tschuldigung, ein sänger regelt, leider,
niemals die lautstärke seines mikrophons)
– weil die boxen der tonanlage,
befinden sich genau unter ihrem schlafzimmer.
03. dann kam ein "mediator", der vermitteln sollte,
zwischen der art, wie laut ich zu singen habe,
und der dort wohnenden partei.
sehr arg – private eigentumswohnungen über
öffentlichen konzertsälen?!
noch ärger – ich als engagierter künstler,
muß mit wohnungsparteien, dem "mediator" und den
natürlich auf meiner seite stehenden veranstaltern der
"roboexotica", über den zeitpunkt meines auftritts –
geplant war 24h – verschoben wurde auf 22h –
und der lautstärke meiner darbietung verhandeln;
ob brian ferry das bei seinem konzert,
in eben diesem museumsquartier,
auch hat tun müssen – bleibt dahingestellt.
04. wir hatten weit unter 70db!
05. trotzdem wurde die –
bitte aber, total verständnissvolle –
polizei gerufen und musste leider abbrechen.
die beiden beamten, eine frau und ein mann
– beide echt sehr sympathisch – verstanden die welt,
die umstände und die vorgehensweise der leitung des
museumsquartiers auch nicht wirklich.
06. meine darbietung wurde in die "electric avenue" verlegt.
07. dort wurden die veranstalter dann von irgendwelchen
securitys ("sicherheitsbeamten"?) des hauses genötigt,
mein mikrophon auf zimmerlautstärke hinunterzuregeln,
was deren meinung nach 0db bedeutete;
das entspricht dem geräusch eines gesangs im vakuum.
08. zum glück war dort aber kein luftleerer raum –
und ich konnte mit meiner –
in unzähligen rock-konzerten geschundenen stimme,
unter anderem als leadsänger von "steppenwolf" in der
hollywood-bowl, 1989 – so, das hätten wir nun auch hier
angebracht – also mit meinem glücklicherweise sehr lauten
gesangs-organ, konnte ich die naturgeräusche der
zahlreichen anwesenden menschen und roboter, wie:
lachen, lallen, fiepen; krachen, knallen, piepen;
rattern, klirren, brummen; knattern, sirren, summen;
krächzen, prasseln, zerren; ächzen, rasseln und plärren –
auch ohne mikrophon mühelos übertönen.
09. das soll mir mal einer von "starmania" nachmachen.
10. einige tage später war eine vorführung des
japanischen mode-designers yamamoto.
am selben ort.
ohne musikuntermalung.
in der kompletten stille –
schlurften die models über den laufsteg;
einmal dürfen sie raten,
warum d a s ohne musikuntermalung stattfand?
p.s. in den medien (z.b. "seitenblicke")
wurde uns das dann als bahnbrechende idee verkauft (!)
na ja ... w i r wissen′s besser.
p.p.s. ich meine, wieso gibt denn keiner der guten frau
ihr geld zurück – und macht da oben eine gallerie?
gruß, ronnie rocket